Team Staubwolke beim 1. Marienfelder Fahrrad-Pulling am Start


Auf dem Marienfelder Klosterhof fand am 22. Mai 2011 das erste Fahrrad-Pulling statt. Es galt einen eigens für diesen Wettbewerb konstruierten Bremswagen aus Edelstahl mit dem Fahrrad über eine 50 m lange Strecke zu ziehen. Andreas Fislake von der Marienfelder Ehrengarde hatte in den letzten Jahren nach dem Vorbild des Traktor-Pulling den Fahrradbremswagen aus Edelstahl konstruiert. Die beiden Teams der Staubwolke und der Ehrengarde des Heimatvereins traten im Rahmen des Marienfelder Fahrradfrühlings gegeneinander an. Nach Vor- und Haupthauptlauf standen die Sieger fest. Das Team der Ehrengarde stellte den Tagessieger und das beste Team. Team Staubwolke konnte leider nicht mithalten, aber der Event war für alle Akteure und die vielen Zuschauer ein echtes Highlight und wird sicher in ähnlicher Form noch einmal wiederholt.



Staubwolketour 2011 - im Land der Skipetaren

Auf dem Weg von Marienfeld nach Olympia in Griechenland fehlte der Staubwolke noch eine Etappe und zwar von Olympia in Griechenland nach Dubrovnik in Kroatien. Pünktlich um 6:15 Uhr startete das Team am Freitag 15. April 2011 in Marienfeld mit dem perfekt vorbereiteten Tourbus in Richtung Griechenland, um diese Etappe zu bewältigen. Die Fahrt verlief reibungslos und der erste Stopp zur Mittagspause im bayrischen Greding brachte alle schnell in Urlaubsstimmung. Der Wirt im Gasthaus „Zur Krone“ erwies sich als sehr radsportinteressiert, bereitete ein gutes Essen und verabschiedete uns mit einem herzlichen Handschlag, nicht ohne unserem Tourdirektor ein Weizenbierglas für seine Sammlung zu schenken. Am späten Abend erreichten wir Verona und übernachteten in einem kleinen City Hotel. Der Koch servierte uns hervorragende Pizza als weitere Grundlage für die bevorstehenden Strapazen und gemeinsam mit den anderen Hotelgästen diskutierten wir noch einmal ausgiebig über die Tour. Den Tourbus mit Materialanhänger hatten wir in die Tiefgarage jongliert und am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück war es nicht leicht, das Fahrzeug wieder aus der Garage zu bugsieren. Vor der Ausfahrt wartete schon ungeduldig der Fahrer eines Sportwagens. Nachdem er uns passieren ließ und dann noch immer nicht einfahren konnte, wurde er sehr lautstark und wir waren froh, kein italienisch zu verstehen. Die nette Dame von der Rezeption hatte das beobachtet und kommentierte in gebrochenem Deutsch: „das ist Chef, ist ein „sch... Chef“. Nach dieser kleinen Episode setzen wir um 8 Uhr die Fahrt in Richtung Venedig fort. Bei herrlichem Sonnenschein erreichten wir gegen Mittag den Fährhafen. Das Einchecken für die Fähre verlief reibungslos, doch das Verladen des Tourbus lieferte die nächsten Probleme. Der VW Bus passte zwar knapp durch die Luken der Fähre, der Materialanhänger mit den Rennmaschinen war jedoch zu hoch. Nach kurzer Diskussion mit dem Fährpersonal war das Problem erkannt. Der Sattel unseres größten Fahrers wurde abgeschraubt und die Einfahrt konnte passiert werden.

Auf dem Schiff waren die Strapazen der Anreise schnell vergessen und nach dem Ablegen der Fähre wurden wir durch einen grandiosen Blick auf Venedig entschädigt. Die Fahrt über den Canale Grande mit Blick auf den Markusplatz und den Dogenpalast war einfach genial. Die Überfahrt mit der Fähre dauerte zwar 31 Stunden, wurde jedoch bei guten Essen, gekühltem „Mythos“ Bier und einer kurzen Nacht in der 4 Bett Kabine relativ gut überbrückt. Wir wurden natürlich schnell von den Gästen und auch vom Personal als Radsportteam identifiziert und durften unsere Tour einige Dutzend Mal im Detail erläutern. Ein ortskundiger griechischer Stewart ging mit uns die Radstrecke noch einmal anhand der Karte durch und war begeistert von dem Plan. Bald erreichten wir Igoumenitsa für einen kurzen Stopp am griechischen Festland und als nächste Station die Insel Korfu. Nach weiteren 6 Stunden erreichten wir unser endgültiges Ziel Patras. Nach über 1.100 Km auf See waren wir dann doch froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Das Auschecken war kein Problem; allerdings hatten wir kein Benzin mehr. Am späten Abend eine Tankstelle in Patras zu finden, ist nicht ganz einfach. Doch auch dieses Problem wurde gelöst und nur noch 3 Stunden Autofahrt trennten uns von Olympia dem Startort der diesjährigen Tour. Das Hotel in Olympia war vorreserviert und der Hotelier wartete bereits auf uns mit einem Willkommensgetränk in seiner Bar, die er eigens für uns geöffnet hielt. Nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem sehr guten Frühstück sondierten wir am nächsten Morgen bei wechselhaftem Wetter die Hotelanlage, um dann relativ schnell mit dem ersten Highlight zu starten. Vor dem Start der Rennradtour sollte noch eine Trainingseinheit der ganz besonderen Art absolviert werden. Wir gingen zu Fuß vom Hotel die knapp 2 km bis zur antiken olympischen Wettkampfstätte, in der 776 v.Chr. die ersten olympischen Spiele ausgetragen wurden. Hintergrund des Besuchs waren nicht nur die antiken Sehenswürdigkeiten sondern auch eine kleine Wette. Die Wette sah vor, dort wo alle vier Jahre das Olympische Feuer entfacht wird, eine Zigarre zu entzünden und dann mit der brennenden Zigarre im Stadion auf die erste olympische Sprintdistanz über 192 m zu gehen. Die Ausführung der Wette gestaltete sich ein wenig schwierig, denn vor dem UNESCO Weltkulturerbe standen bereits mindesten 80 Busse und eine lange PKW-Kolonne. Hunderte Besucher aus aller Welt bestaunten die antike Stätte. Außerdem fehlte die Sonne, um die Zigarren, wie bei Olympia üblich, mit einem Brennglas zu entzünden. Doch auch für diesen Fall war vorgesorgt, ein „olympisches Feuerzeug“ sorgte für den Start und zum großen Erstaunen überwiegend japanischer und amerikanischer Touristengruppen legten wir die 192 m mit brennender Zigarre zurück und schlossen den Wettkampf mit einem Fotofinish ab. Der Wetteinsatz, griechischer Wein für das gesamte Team, war gesichert. Nach dieser unterhaltsamen Einlage begann der sportliche Ernst. 

Zurück im Hotel schickten uns die netten Damen der Rezeption und der deutsche Hotellier um 13 Uhr auf die mehr als 1000 Kilometer lange Radstrecke. Unser Hotel lag auf einer Anhöhe, daher starteten wir gleich mit einer rasanten Abfahrt. Doch schon nach 1 Min. und 46 Sek. wurde die Fahrt durch einen lauten Knall unterbrochen. Der erste Reifen war regelrecht explodiert. Glücklicher Weise ein Hinterrad, so dass es zu keinem Sturz kam. Schnell war ein neues Laufrecht eingebaut und wir setzten die Abfahrt fort. In schneller Fahrt verließen wir Olympia in Richtung Lalas. Die ersten 70 km waren gleich sehr anspruchsvoll, allerdings auch reizvoll mit Blick auf hohe schneebedeckte Bergkuppen und als Kontrast grüne blühende Täler. Doch dann erwischte uns vor Patras eiskalter mit Hagel versetzter Platzregen, so dass wir in Sekunden bis auf die Haut durchnässt waren. Tiefe Pfützen auf der Straße und die Kälte veranlassten uns, die Tour zu unterbrechen und nach dem Schauer in verkleinerter Besetzung fortzusetzen. Am späten Nachmittag erreichten wir die Großstadt Patras, die wir aufgrund des dichten Verkehrs mit dem Tourbus durchquerten. Nachdem wir die Brücke über die Meerenge bei Patras passiert hatten, erreichten wir am Abend Andirio einen zu der Zeit noch nicht erwachten Touristenort mit herrlichem Blick auf Patras. Offensichtlich waren wir die einzigen Touristen und ein Hotel war ebenfalls nicht in Sicht. Als wir uns auf dem Dorfplatz umschauten, stoppte ein PKW neben uns. Auf die Frage nach einem Hotel sagte der Fahrer: „Sie stehen davor. Es ist zwar nicht geöffnet, aber für Sie öffnen wir doch gerne“. Gesagt getan und schnell waren drei nette Ferienwohnungen hergerichtet und bezugsfertig. Ein Restaurant war zwar nicht vorhanden, der Wirt arrangierte jedoch sofort ein Abendessen in einer nahegelegenen Taverne. Nachdem wir uns frischgemacht hatten, besuchten wir die besagte Taverne in etwa 500 m Entfernung. Die gesamte Familie saß am brennenden Kamin und erwartete uns bereits. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und die Menübestellung endete direkt in der Küche. Mit Händen und Füßen entschieden wir uns für einen ca. 40 cm langen und 3 kg schweren Fisch unbekannter Gattung und entsprechende Beilagen, die wir mit der Köchin gemeinsam aussuchten. Wir waren die einzigen ausländischen Gäste, doch nach und nach fühlte sich die Gaststube bis auf den letzten Platz mit Einheimischen. Unsere Menüwahl entpuppte sich als Volltreffer. Die Köchin mit Gehilfen zauberte ein hervorragendes Essen und der Abend entwickelte sich als weiteres Highlight, so dass wir uns gleich für den nächsten Morgen zum Frühstück anmeldeten. Am nächsten Tag war das Wetter wie umgewandelt. Bei strahlendem Sonnenschein, räumten wir die Zimmer und blickten auf ein in allen Farben schillerndes Wasser. Nachdem die Räder gewartet waren, machten wir uns auf in die Taverne zum Frühstück. Der Wirt, offensichtlich ein Allround-Talent, war dabei die Terrasse auszubessern. Er stand freudestrahlend in Gummistiefeln vor der Tür und verlegte Marmorplatten im Speisbett. Bestgelaunt begrüßte er uns und bat uns auf der Terrasse Platz zu nehmen. Er hielt es zwar nicht für notwendig, die Gummistiefel auszuziehen oder den Mörtel von den Händen zu waschen, servierte uns jedoch bestgelaunt einen Eiskaffee und für jeden zwei Toast mit Honig. Eine interessante Grundlage für die nächsten Kilometer. Von Andirio führte die Strecke zunächst an der Küste entlang bis nach Messolongi und dann weiter parallel zur Küste über die Kraftfahrstraße A5 / E55 zum Limni Ozeros, einem kleinen Binnensee, allerdings eine echte Naturschutzoase. Zahlreiche Störche hatten ihr Nest in der Nähe des Sees gebaut und der See war übersät mit Seerosen soweit man schauen konnte, dazu ein Froschkonzert, wie wir es noch nicht gehört hatten. Wir fanden einen idealen Rastplatz mit Blick auf See und Berge. Andreas kochte ein kleines Radlermenü, so dass wir für die folgenden Tageskilometer gerüstet waren. Nach der Pause fuhren wir weiter in Richtung Amfilohia und erreichten am Nachmittag Amvrakikos Kolpos, einen recht großen Binnensee mit Zugang zum Meer. Wir folgten über viele Kilometer der Uferstraße und erreichten am Abend die Hafenstadt Preveza. In der Nähe des Hafens mit Blick aufs Wasser fanden wir ein nettes Hotel. Die Damen und Herren an der Rezeption freuten sich sichtlich über unsere Ankunft und erzählten, dass der Weltradsportverband gerade vor zwei Wochen eine Tagung in dem Hotel veranstaltet hatte und ein europäisches Radsportteam natürlich genauso herzlich willkommen sei. Nach einem angenehmen Aufenthalt starteten wir am frühen nächsten Morgen bei herrlichem Sonnenschein von Preveza immer entlang der Küstenstraße E55 mit wunderschönen Sandstränden in Richtung Igoumenitsa.

Die griechischen Autofahrer erwiesen sich als überaus rücksichtsvoll und das gelegentliche Hupen war als Anfeuerung und weniger als Warnung gedacht. Es folgte ein traumhaftes, wenn auch relativ flaches, Teilstück durch die grüne und blühende Frühlingslandschaft Griechenlands. In dem kleinen Badeort Mirsini machten wir nach den ersten 80 km eine Pause an der Strandpromenade. Zahlreiche Cafes und Restaurants säumten die Promenade, allerdings wurden wir gleich im ersten Lokal vom Wirt in Empfang genommen und hatten keine Chance weiter zu gehen. Bei der Bestellung stellte sich heraus, dass er keinen unserer Wünsche, Kaffee, Kuchen, Sahne erfüllen konnte. Das bereitete dem Wirt jedoch keines Wegs Probleme, denn er lief schnell in die benachbarten Cafes und kehrte mit einem Zettel, auf dem das Angebot der Nachbarn notiert war, zurück. Ohne Probleme lieferte das nette Personal der benachbarten Lokale alles wie bestellt, so dass kein Wunsch offen blieb und wir die Tour in bester Laune fortsetzen konnten. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Igoumenitsa, eine aufstrebende Hafenstadt, die allerdings nur für geübte Fahrradfahrer zu empfehlen ist. Nach einem kurzen Halt in der Innenstadt fanden wir in einem angrenzenden Vorort ein schönes Hotel am Hang mit Blick vom Balkon auf den Hafen, das Meer und einen außergewöhnlichen Sonnenuntergang. Radfahrer waren sehr willkommen und die freundliche Dame an der Rezeption hatte gleich eine Restaurantempfehlung für den Abend. Nach einer kurzen Ruhepause machten wir uns auf den Weg zum empfohlenen Restaurant und bewunderten die Zitronen- und Orangenbäume auf dem Weg durch die Stadt. Bald hatten wir das Restaurant erreicht, doch einige Häuser weiter stand eine nette ältere Dame winkend im Fenster. Sie begrüßte uns sehr freundlich und stellte sich als gute Köchin vor. Schnell ließen wir uns überreden in ihrem Restaurant einzukehren und bereuten diesen Beschluss nicht, denn wir wurden den ganzen Abend mit verschiedenen griechischen Köstlichkeiten verwöhnt. Fehlende Zutaten wurden einfach in Nachbarlokalen bestellt und von dort zugeliefert. Ein schöner Abschlussabend in Griechenland. Interessant war für uns, das noch keiner unserer griechischen Ansprechpartner Albanien besucht hatte und auch keine Grund kannte warum ein Besuch in Albanien sich überhaupt lohnen sollte. Am nächsten Morgen starteten wir voller Erwartung bei steigenden Temperaturen in Richtung Albanien. Doch bis zur Grenze erwarteten uns auf 20 km zwei extreme Steigungen der gehobenen Kategorie. Die Landschaft änderte sich auf wenigen Kilometern völlig und hohe karge Berge lagen vor uns. Kurz hinter dem Ort Sagada in einer langgezogenen Schlucht fanden wir den kleinen relativ modernen Grenzübergang. Auf der griechischen Seite wurden wir von einem freundlichen Grenzbeamten in bestem Deutsch begrüßt, der sich intensiv nach unserer Tour erkundigte. Die Grenzformalitäten spielten für ihn nur eine untergeordnete Rolle. Ein eifriger Kollege gesellte sich dazu, um das Fahrzeug mit entsprechenden Papieren zu inspizieren. Die Fülle der Dokumente wirkte jedoch eher abschreckend auf ihn, so dass wir gleich weiterfahren durften. Eine französische Touristin schlug beim Anblick der Rennräder nur die Hände über dem Kopf zusammen und gab uns zu verstehen, dass die albanischen Straßen kaum befahrbar wären. Der griechische Zollbeamte zuckte nur mit den Achseln und meinte er habe bisher keinen Fuß auf albanischen Boden gesetzt, wünsche uns aber viel Glück. Nach ca. 200 m erreichten wir die albanische Grenzabfertigung. Sofort kam uns ein Beamter in schicker Uniform entgegen und machte bereitwillig ein Foto von uns vor der Grenzanlage. Außer uns waren zunächst nur einige wenige griechische Osterurlauber an der Grenzstation und wir wurden schnell und sehr freundlich kontrolliert, natürlich nicht ohne ausführlich über unsere Radtour zu berichten, denn Rennradgruppen sind offensichtlich noch absolute Exoten auf albanischen Straßen. Schnell erreichten wir die albanische Seite der Grenze. Allerdings wurden unsere Pässe zurückbehalten, so dass wir nach einiger Zeit ein wenig verunsichert waren. Auf Nachfragen stellte sich das Ganze jedoch als harmlos heraus. Im Grenzbüro war ein Beamter verzweifelt damit beschäftigt, unsere Passdaten in einen Computer einzugeben. Das System war allerdings derart langsam, das dieser Prozess schier endlos lange dauerte. Das gesamte Team der Grenzbeamten hatte sich inzwischen zu dem Kollegen gesellt und die weitere Grenzabfertigung bis auf Weiteres eingestellt. Um uns die Wartezeit zu verkürzen, gaben sich nun alle Beamten und eine Dolmetscherin außerordentliche Mühe, uns mit aktuellen Informationen über Land und Leute zu versorgen. Mittlerweile hatten sich eine PKW Schlange von mindestens 50 Fahrzeugen auf griechischer Seite angesammelt. Die netten Grenzbeamten erklärten uns: „die griechischen Touristen warten sicher gern, bis ihr wieder auf dem Rad sitzt“. Nach diesem ersten positiven Eindruck startete die Fahrt in Albanien mit einer langen Abfahrt auf neuer breiter Straße mit sehr hohen kargen Bergmassiven am Horizont vor Augen. Nach ca. 20 km wechselte der Straßenbelag dann abrupt und wir hatten eine kilometerlange staubige Schotterpiste zu bewältigen.

Die albanischen PKW- und LKW-Fahrer machten ihrem Ruf alle Ehre und fuhren mit hoher Geschwindigkeit in allen Richtungen, so dass wir vor lauter Staub und Schmutz nur wenige Meter Sicht hatten. Das bereitete den Autofahrern sichtlich Spaß und wir wurden mit anfeuernden Hupen und freundlichem Winken über die Piste getrieben. Nach knapp 2 Stunden erreichten wir auf sehr schlechter Straße die Küste vor dem Badeort Sarande. Es galt bei hohen Temperaturen und sehr dichtem chaotischen Straßenverkehr auf löcheriger Piste noch ein Bergmassiv zu überwinden, um die albanische Adria zu erreichen. Die Leute waren begeistert, denn offensichtlich waren wir die einzigen Rennradfahrer in dieser Gegend. Kaum hatten wir den Kamm des Berges erreicht, änderte sich die Landschaft komplett. Die Küstenstadt Sarande mit gepflegter Badebucht war geprägt von schmucken Hotels und zahlreichen neu entstehenden Hotelanlagen mit menschenleeren, von Palmen begrenztem Sandstrand. Von Sarande folgten wir der komplett neu erstellte Küstenstraße weiter in Richtung Himare. Die Strecke war wunderschön allerdings sehr anspruchsvoll und geprägt durch ständige, zum Teil giftige, Anstiege mit zahlreichen Höhenmetern. Fast jeder Albaner hatte einen ermunternden Spruch oder einen lautstarken Anfeuerungsruf für uns und mittlerweile hatten wir uns bestens auf die Gefahren der albanischen Landstraße eingestellt. Es ist an der Tagesordnung, hinter einer scharfen Kurve oder in einer steilen Abfahrt plötzlich auf eine Schaf-, Kuh- oder Schweineherde zu treffen oder einem Eselsfuhrwerk auf der falschen Fahrbahnseite zu begegnen. Auch Kanaldeckel sind Mangelware, denn zum großen Teil fehlten diese einfach. Mittlerweile hatten wir uns an den Einheimischen orientiert, denn kreative Fahrmanöver, wie Wenden auf der Autobahn, Befahren von Kreisverkehren in der falschen Richtung oder Überholen in dritter Spur auf Landstraßen ohne Fahrbahnbegrenzung überraschten uns nicht mehr. Wenn man sich mit der nötigen Vorsicht auf diese Auslegung der Verkehrsregeln einstellt und sich dem Straßenverkehr anpasst, kommt man auch mit dem Rennrad erstaunlich gut und sicher voran. In bester Laune erreichten wir am Abend den Badeort Himare und fanden nach kurzer Suche Rapos Hotel. Ein feines 5-Sternehaus mit allem erdenklichen Komfort. Der Hotelier begrüßte uns in gutem Deutsch und freute sich, da er die Saison zu Ostern gerade erst eröffnet hatte und wir seine ersten Gäste waren. Die großzügige Poolanlage und der blühende Garten waren ein idealer Ausgleich nach den Strapazen des Tages. Unterkunft und Verpflegung waren kaum zu toppen und dem Hoteldirektor war es bei der Abreise fast unangenehm, dass er uns einen kleinen zweistelligen Eurobetrag berechnen musste. Der neue Tag bescherte uns die Königsetappe. Gleich am Ortsausgang von Himare wartete eine ca. 8 km lange im Durchschnitt 12 %-ige Steigung auf uns, die jede Menge Körner kostete. Die folgende schnelle Abfahrt mit Blick auf die Sandstrände der albanischen Adria reichte als Entschädigung und es folgte eine kurze Flachetappe am Wasser entlang. Am Horizont war bereits der Einstieg in die Berge zu erkennen. In langgezogenen Kehren mussten wir ein schneebedecktes Massiv überwinden. Von 0 auf knapp 1500 m führte die Strecke über 25 km steil bergauf. Immer wieder wurden wir von Motorradfahrer und Autofahrern angehalten, um kurz Auskunft über das „Woher und Wohin“ zu geben. Radfahrer sind auf der Strecke offensichtlich nur sehr selten zu sehen und wir wurden mit größtem Respekt begrüßt. Endlich auf dem Gipfel angekommen hatte Andreas schon seine Feldküche aufgebaut und servierte frische Spagetti, um die Kräftevorräte wieder aufzubauen. Von oben führte eine ebenso steile Abfahrt zurück zur Küstenstraße und danach über eine malerische Strecke entlang der albanischen Adria nach Vlore. In einem sehr schön gelegenen Lokal direkt an der Steilküste mit Blick auf die Stadt kehrten wir kurz ein. Wie schon üblich, wurden wir von den Gästen in Deutsch begrüßt. Und nach einigen Minuten stoppte sogar ein Reisebus mit deutschen Studienreisenden, die natürlich mehr als erstaunt waren, uns mit dem Rad zu anzutreffen. Den in den Reiseführern sehr gelobten Stadtkern von Vlore erreichten wir leider nicht, denn die Straßenverhältnisse wurden plötzlich sehr chaotisch und der Verkehr so dicht und unübersichtlich, dass wir die Räder verladen und die Stadt mit dem Fahrzeug durchqueren mussten. In solchen Situationen ist ein Begleitfahrzeug sehr wertvoll. Von Vlore aus fuhren wir den Rest des Tages auf Landstraßen und einem gut ausgebauten Autobahnabschnitt weiter bis zur nächsten größeren Stadt Fier. Eine nicht sehr erwähnenswerte Industriestadt allerdings mit einem guten 4 Sterne Hotel im Zentrum. Das Hotel war nicht leicht zu finden, allerdings geleitete uns ein netter Albaner auf seinem Moped durch die halbe Stadt bis zum Hotel. Auf dem Hotelparkplatz erwartete uns schon ein netter älterer Herr mit Schäferhund, der uns freundlich zu verstehen gab, dass unter seiner Aufsicht absolut nichts passieren kann. Wir konnten allerdings erst im Hotel einchecken, nachdem er uns sein Fahrrad vorgestellt und wir ihn samt Fahrrad fotografiert hatten. Auch die Restaurantsuche am Abend war mit der Hilfe eines Taxifahrers kein Problem. Er ließ seinen PKW kurzerhand stehen und brachte uns zu Fuß zu einer Pizzeria in der Nähe. Sehr gutes Essen und ein Wasserglas Raki aus der Colaflasche auf Kosten des Hauses bildeten den Tagesabschluss. Am nächsten Morgen fanden wir die Fahrräder und das Material unversehrt im Hof unter „scharfer Bewachung des Schäferhundes“ den wir bereits Hasso getauft hatten.

Mit schneller Fahrt und einigen halbakrobatischen Einlagen im dichten Straßenverkehr von Fier traten wir die nächste Tagesetappe an. Mit hohem Tempo fuhren wir die Kraftfahrstraße 4 über Lushnje und Kavaje nach Durres, der größten Hafenstadt Albaniens. Nachdem wir die Stadt umfahren hatten, wurden wir zum wiederholten Mal ein Opfer der zum Teil sehr schlechten Beschilderung in Albanien und kamen von der geplanten Strecke ab. Nachdem wir komplett die Orientierung verloren hatten, stoppten wir an einer kleinen Tankstelle in einem nicht benannten Ort. Der Tankwart, sein Gehilfe, einige Kunden und zum Schluss der Nachbar mit Frau und Sohn bemühten sich redlich, allerdings für uns mit keinem Wort verständlich, die Route zu erklären. Offensichtlich hatten sie auch unsere Fragen unterschiedlich verstanden, denn die Gesten zeigten in alle Richtungen. Plötzlich nahm sich der Nachbar unsere Karte, stieg in den Tourbus und verabschiedete sich lachend von seiner Familie. Zum Aussteigen konnten wir ihn nicht mehr bewegen. Er macht allerdings auch einen sehr kompetenten Eindruck und führte uns nach fast 25 km tatsächlich wieder auf die richtige Strecke zurück, stieg aus dem Bus aus, verabschiedete sich freundlich, um per Anhalter die Heimreise anzutreten. Endlich wieder auf der richtigen Autobahn erhöhten wir das Tempo deutlich. Für unsere Verhältnisse sind Radfahrer auf der Autobahn natürlich undenkbar. In Albanien ist das kein Problem und die Autofahrer feuerten uns durch begeistertes Hupen weiter an. Nach einigen Kilometern mündete die Autobahn in eine Kraftfahrstraße und wir konnten die zahlreichen Metzger beobachten, die direkt auf dem Seitenstreifen schlachteten und das Fleisch gleich frisch zum Verkauf anboten. Am frühen Nachmittag hielten wir an einem kleinen Restaurant. Eine Verständigung war nicht möglich, aber wir wurden sofort in die Küche gebeten und durften uns die Zutaten für das Essen zusammenstellen, was dann auch schnell und perfekt zubereitet serviert wurde. Der etwa 10-jährige Sohn des Hauses hatte uns gleich als Deutsche erkannt und zählte begeistert beim Servieren der Getränke die Namen der Spieler des FC Bayern München auf. Frisch gestärkt verabschiedete uns die gesamte Familie auf die Strecke in Richtung Shkoder. Auf einer landschaftlich reizvollen Flachstrecke kamen wir weiter zügig voran. Wie überall in Albanien säumten wiederum zahlreiche kleine und größere Luftschutzbunker aus Beton die Strecke, von denen mehrere Hundertausend über das gesamte Land verteilt sind, ohne das für Außenstehende eine Systematik zu erkennen ist. Am Abend erreichten wir die wunderschöne orientalisch anmutende Stadt Shkoder, deren Stadtbild durch zahlreiche Moscheen geprägt ist und fanden ohne Probleme ein ausgezeichnetes 5 Sterne Hotel im Zentrum. Nach dem üblichen abendlichen Einchecken machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Direkt gegenüber dem Hotel lag eine große Moschee und wir wurden spontan eingeladen die Moschee zu besichtigen. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis und einem sehr guten Abendessen waren wir froh, etwas ausruhen zu können für die nächste Tagesetappe.
Von Shkoder aus erreichten wir nach wenigen Kilometern die Grenze nach Montenegro. Aus- und Einreise waren überhaupt kein Problem. Nach einer anfänglichen Flachstrecke entpuppten sich die Berge in Montenegro als überaus anspruchsvoll. Allerdings entschädigten gute Straßen und die wunderschöne Strecke für die Anstrengungen. Zurück an der Küste passierten wir Sveti Stefan eine der wesentlichen Sehenswürdigkeiten in Montenegro, erreichten Budva und setzen die Tour fort bis zur kleinen Hafenstadt Tivat, die wir am frühen Nachmittag erreichten. Von Tivat setzen wir mit der Fähre über nach Bjela und erreichten nach weiteren anstrengenden Kilometern auf der Küstenstraße hinter Herceg Novi die kroatische Grenze. Die Abfertigung dauerte endlos und mit deutlicher Verspätung hinter dem Zeitplan starteten wir zum letzten Teilstück dieser Etappe. Die kroatische Küstenstraße, die Adria Magistrale, war wiederum ein echtes Highlight. Die Steigungen sind jedoch eine echte Herausforderung, so dass alle am späten Abend sehr froh waren, die letzte langgezogen Abfahrt mit rasender Fahrt nach Dubrovnik unter den Rädern zu haben. Nach 7 Tagen und ca. 1.100 Km und mehr als 8.000 Höhenmetern erreichten wir unser Hotel in Dubrovnik und konnten somit das letzte Teilstück der Tour von Marienfeld nach Olympia schließen. Natürlich liegen die Pläne für die Staubwolketour 2012 schon in der Schublade, doch in den nächsten Wochen müssen die vielen positiven Eindrücke aus Griechenland, Albanien, Montenegro und Kroatien und die knapp 2.500 Fotos zunächst einmal verarbeitet werden.