Am 7.September 2008 startete die nächste Etappe des RAG (Race Around Germany). In diesem Jahr wurde das Abenteuer RAG nun für kurze Zeit unterbrochen, denn es steht ein kleiner Abstecher nach Olympia in Griechenland auf dem Programm. 

Vom Kochelsee zur Adria

  Tourdirektor Naze Kortenbreer gab am Sonntag 7. September 2008 den Start frei zur Staubwolketour 2008. Schon     um 8 Uhr morgens startete der wie immer perfekt vorbereitete und hochaufgerüstete Teambus mit Materialanhänger und den bestgelaunten Staubwolkefahrern aus Marienfeld nach Wallgau am Kochelsee, dem diesjährigen Start der Tour. Nach knapp 8 Stunden wurde der Kochelsee erreicht, allerdings bei strömendem Regen, so dass der ursprünglich für diesen Tag zum einrollen geplante 60 Kilometer lange Prolog gestrichen werden musste. Ein kleines Hotel in Wallgau war relativ schnell gefunden.  Die Räder wurden in einem Schuppen verstaut, in dem auch schon andere Biker ihre Maschinen abgestellt hatten und der Tag klang im gegenüberliegenden Gasthof mit einem bayrischen Abend aus.


Der Montag begann dann gleich freundlich mit einem guten Frühstück bei sonnigem Wetter. Frisch gestärkt wurde die Tour nun endlich mit einer idealen Strecke zum Einrollen über leichte Hügel und einem wunderschönen Alpenpanorama rechts und links der Strecke gestartet. Auf direktem Weg wurde der Achenpaß angesteuert, als erste Herausforderung der Tour. Dieses Hindernis wurde wider Erwarten leicht absolviert und die 980 Höhenmeter kaum wahrgenommen. Nach einer kleinen Abfahrt erreichten wir die Urlaubsregion Tegernsee und bald den Ort am See. Eine herrliche Aussicht und die Strecke entlang des Tegernsees entschädigten für die Anstrengungen des Vormitttags. Ein erster kleiner Sturz beim überqueren von Bahnschienen verlief glimpflich und nach weiteren 10 Kilometern war schon das nächste Etappenziel, der Schliersee, erreicht. Direkt am Seeufer wurde die Feldküche eröffnet und das erste Menü aus dem reichlichen Vorrat an Dosen zusammengestellt. Da die Küche direkt auf dem Seerundwanderweg aufgestellt war, fanden sich schnell einige Urlauber, die das Essen mit dem ein oder anderen humorvollen Kommentar würzten. Bei strahlendem Sommerwetter passierten wir am Nachmittag das zerklüftete Wendelsteingebirge. Dank der jahrelangen Routine von Reinhard Uevelhöde steuerte er seine Maschine bei einer der rasanten Abfahrten trotz Plattfuß sauber und ohne Sturz zu Tal. Der Ausblick auf das Bergmassiv rund um den „Zahmen Kaiser“ und den Walchsee war genial und einige Kilometer hinter Kössen erreichten wir den Wintersportort Waidrink im herrlich gelegenen Pillerseetal. Nach 152 km wurden wir herzlich im Hotel Tiroler Adler aufgenommen und schlossen uns zum Abendessen einer netten Reisegesellschaft an. Der Gesprächsstoff reichte bis weit nach Mitternacht, so dass der Tag in bester Atmosphäre ausklingen konnte.


Nachdem uns der Wirt, das Personal und die Reisegesellschaft am nächsten Vormittag gebührend verabschiedet hatten, stand zunächst eine Techniksession auf dem Programm, denn der erste Tag hatte dem Material doch arg zugesetzt. In einer nahegelegenen Werkstatt wurden die gröbsten Mängel schnell behoben und die nächste Tagesetappe begann. An diesem Tag, der sogenannten Königsetappe, stand die größte Herausforderung der gesamten Tour, der Großglockner, auf dem Programm. Doch von Waidring führte zunächst eine landschaftlich malerische Strecke durch das sonnige Pillerseetal über „Sankt Ulrich“ und dem Biathlonleistungszentrum „Hoffilzen“ nach „Zell am See“. Nach einer kurzen Mittagspause in „Fusch“ begann das Aufstieg zum Großglockner. Über ca. 33 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 12 % führte die Strecke durch eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Gebirgslandschaft. Bei herrlichem Wetter erreichten wir nach einigen Strapazen die 2571 m hoch gelegene Edelweißhütte, dem Dach der diesjährigen Tour. Ein perfekter Ausblick auf den schneebedeckten Großglockner entschädigte für alles und eine zünftige Kaffeetafel sorgte für die schnelle Regeneration der Fahrer. In rasender Abfahrt, im oberen Stück auf gefährlichem Kopfsteinpflaster, führte die Strecke dann zunächst einige Kilometer ins Tal, allerdings stand mit dem Anstieg zum sogenannten „Hochtor“ der nächste Anstieg auf 2504 m bevor. Der letzte Teil des steilen bissigen Anstiegs führte durch einen unbeleuchteten Tunnel hinauf zum Hochtorgipfel, ein weiterer Höhepunkt des Tages. Oben angekommen, sammelten wir zwei junge Radler aus Österreich ein, die mit schwerem Gepäck beladen waren und deren Bremsausstattung  nicht für die bevorstehende Abfahrt nach „Heiligenblut“ geeignet war. Nach einer kilometerlangen  rasenden Abfahrt mit Höchstgeschwindigkeiten um die 80 Stundenkilometer erreichten wir erschöpft, jedoch sehr zufrieden, mit den 115 Tageskilometern und reichlich Höhenmetern den wunderschönen Ort „Heiligenblut“ am Fuße des Großglockners. Als die österreichischen Radlerkollegen unsere vom Bremsen fast glühenden Laufräder sahen, waren sie sehr froh, dass Sie die Abfahrt sicher in unserem Tourbus erleben durften. Im Hotel Glockner Hof wurden wir mit großem Respekt über die Tagesleistung empfangen und die Strapazen waren beim Abendmenü schnell vergessen.


 

Nach einem hervorragenden Frühstücksbuffett und einem wunderschönen Sonneraufgang mit Blick auf das Glocknermassiv begann die nächste Etappe. Noch ein wenig von den Strapazen des Vortages  gezeichnet, rollten wir von „Heiligenblut“ zunächst weiter ins Tal. Doch die nächste große Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten, der Iselbergpass“. Obwohl nur 1204 m hoch, ein echter Brocken mit zahlreichen extremen Steilkehren, an dem wir bis zum Mittagessen „zu arbeiten“ hatten. Eine hervorragende Mahlzeit aus der schon erwähnten mobilen Küche hielt die Akteure bei Laune, denn für den Nachmittag war eine weitere Hürde eingebaut, der bei Rennfahrern wenig beliebte „Gailbergsattel“, der mit seinen 982 Höhenmetern auf der Karte kaum auffällt, den Fahrern jedoch einiges abverlangt. Die Abfahrt entschädigte wieder einmal für die Anstrengungen und nach einer kurzen Kaffeepause im sonnigen „Hermagor“ verließen wir Österreich und erreichten nach 135 schwierigen Tageskilometern den italienischen Urlaubsort „Traviso“. Im Hotel Nevada fanden wir eine sehr gute Unterkunft im Herzen dieser schönen Stadt und ließen den schönen Tag bei sommerlich warmer Temperatur auf der Terrasse einer sehr schön gelegenen Pizzeria ausklingen. Die am Tage verbrauchten Körner wurden mit Pizza und Pasta schnell wieder aufgebaut.


Nach einem für italienische Verhältnisse sehr guten Frühstück und einem kurzen Showschrauben vor dem Hotel, führte die Strecke am nächsten Morgen leicht bergauf in Richtung slowenische Grenze. Vor dem Grenzübergang war noch der „Passo Prodil“ in vier langgezogenen Steilkehren zu erklimmen. Oben angekommen, passierten wir die Grenze und wurden mit einer langen steilen Abfahrt belohnt, die allerdings einiges fahrerisches Können erforderte. In dem malerischen Gebirgsdorf „Bovec“ stoppten wir am Dorfladen zum zweiten Frühstück um die Fahrt parallel zur slowenisch-italienischen Grenze durch den „Triglavski-Nardoni-Nationalpark“ fortzusetzen. Eine wunderbare Strecke mit eindrucksvollen Bergen und Wildwasserbächen in tiefen Schluchten. Ein Paradies für Radler, Wanderer und Wildwasser-Rafting-Begeisterte. Über „Most na Soci“, „Kanal“ und einer kleinen Kaffeepause in der Nähe von „Plave“, passierten wir am späten Nachmittag die Großstadt „Nova Gorica“. Von dort änderte sich die Gegend komplett und  wir durchquerten eines der schönen slowenischen Weinanbaugebiete. Trotz schneller Fahrt beobachteten wir die Winzer bei der gerade begonnenen Weinlese. Nach 135 zum Teil sehr schweren Tageskilometern erreichten wir am Abend den mittelalterlichen Ort „Stanjel“. Die Hotelsuche erwies sich zunächst als schwierig. Zwar gab es in dem auf einem Berg gelegenen 50 Seelendorf eine Herberge, allerdings waren die Gassen so schmal,  dass sie von unserem Teamfahrzeug nicht befahren werden konnten. Doch wie es der Zufall wollte, fanden wir nach einem weiteren Kilometer hinter dem Ort ein kleines Hotel mit angeschlossenem Weingut. Die gastfreundlichen Betreiber des Hotels hatten schnell Zimmer hergerichtet und bereits telefonisch ein Abendessen im Nachbarort für uns organisiert. Wir stellten die Rennmaschinen einfach im Weinfeld ab und fuhren ungeduscht zurück nach „Stanjel“ zu dem besagten Restaurant. Dort wurden wir bereits mit einer rustikalen slowenischen Brotzeit erwartet, obwohl das Restaurant eigentlich schon geschlossen hatte. Nach einem ausgezeichneten Essen mit frischem Brot, heimischen Käse- und Schinkenspezialitäten sowie einem guten Rotwein aus der Region endete dieser Abend sehr spät auf der Terrasse unseres kleinen Hotels.


Gemeinsam mit zwei Schweizer Mountainbikern genossen wir am nächsten Morgen ein ausgezeichnetes Frühstück und starteten in bester Laune bei immer noch hochsommerlichem Wetter zur letzten Tagesetappe. Eine anspruchsvolle Strecke führte uns mit ständig neuen Anstiegen und mittelschwerem Gegenwind  zunächst wieder in Richtung „Triest“, Italien und dann zur kroatischen Grenze. Auch ein  letzter „Plattfuß“ konnte uns dabei nicht bremsen. Unsere Küche wurde kurz vor der Grenze noch einmal auf dem Gelände einer Wechselstube aufgeschlagen und gut gestärkt erreichten wir nach weiteren 3 km die EU-Grenze nach Kroatien. Nachdem wir einen weiteren namenlosen Gebirgspass überwunden hatten, führte die Strecke meist bergab zur Adriaküste bei „Opatija“ und nach 90 km entschlossen wir uns, die diesjährige Tour mit einem erfrischenden Bad im Meer zu beenden. Nach dem obligatorischen Gläschen Sekt im Ziel, beluden wir den Teambus und traten die Rückfahrt an. Bei der Widereinreise in die EU waren die Grenzbeamten über unseren kurzen Aufenthalt in Kroatien sehr erstaunt und insbesondere darüber, dass es einem Staubwolkefahrer gelungen war, ohne gültigen Ausweis einzureisen. Der Chef der Grenzbeamten fand das offensichtlich ganz amüsant und wünschte uns auch für die Zukunft eine gute Fahrt. In „Lubljana“ entschlossen wir uns zu übernachten und fanden ein sehr gutes Stadthotel. Ein wunderschöner Abend in der slowenischen Hauptstadt bildete trotz einsetzendem Regen den Abschluss der Staubwolketour 2008.


Die knapp 15 stündige Rückfahrt nach Marienfeld verlief am Folgetag ohne Probleme und wir freuen uns schon jetzt auf September 2009, um die Tour von Kroatien aus in Richtung Olympia fortzusetzen.